Es gibt wohl keinen Beziehungs-Streit ohne Vorwürfe. Entweder kommen sie von einer Seite und die andere Seite erträgt sie ohne Gefühlsregung, oder die Vorwürfe bedingen sich gegenseitig. Man schaukelt sich hoch.
Typisch ist, dass es meistens um dieselben Vorwürfe geht. Der Effekt von Vorwürfen ist meistens anders, als der Absender hofft. Er hofft, dass sich "etwas ändert". Der andere denkt aber gar nicht daran, etwas zu ändern. Er fühlt sich angegriffen und reagiert so, wie man halt auf einen Angreifer reagiert: Mit Schutzmechanismen und Verteidigungshaltung. In der Online-Paarberatung lernen die Klienten deshalb, auf Vorwürfe komplett zu verzichten. Zwar gibt es in der Paarberatung keine "Verbote", aber hier mache ich eine Ausnahme: Ja, Vorwürfe sind ab sofort verboten, und zwar in der Beratung UND zu Hause. Stattdessen üben wir, wie man's viel besser machen kann. Wie man den Spontan-Vorwurf stoppt, halt nicht gleich den Vorwurf raus feuert, sondern wie man statt eines Vorwurfs eine Bitte formuliert. Und weil das Leben nun mal kein Ponyhof ist, muss diese Bitte natürlich auch erhört und ernst genommen werden, denn sonst wirft einer mit Wattebällchen und den anderen interessiert es gar nicht. Da kann eine Online-Beratung gut intervenieren: Vorwurf – stop – kurz nachdenken – als Bitte formulieren. Auf der anderen Seite: Die Bitte hören – kurz nachdenken – ist kein Vorwurf – kein Grund, sich zu wehren – können wir mal probeweise umsetzen. So lässt sich die Beziehung schon nach ein paar Online-Beratungen deutlich verbessern.