Online-
Paarberatung

Aus dem Alltag des Paarberaters

Häufig werde ich gefragt: Was sind das eigentlich für Probleme, mit denen sich Menschen an einen Paarberater wenden? Hier die Hitliste der häufigsten Beratungsgründe. Vielleicht sagen Sie: Ja, ein bisschen so ist es auch bei uns! Oder Sie haben keines dieser Probleme. Das wäre natürlich wünschenswert.


ENTFREMDUNG ist ein Riesenproblem in vielen Beziehungen. Man lebt schon jahrelang, oft sogar Jahrzehnte zusammen. Man kennt sich einfach in- und auswendig. Aber man ist innerlich voneinander abgerückt. "Manchmal fühle ich mich wie ein Möbelstück" ist ein typischer Satz dafür.


KEINE GUTEN GESPRÄCHE MEHR.  Früher, ja, da gab es richtige Kommunikation. Heute ist das große Schweigen angesagt. "Mit unserem Hund redet er mehr als mit mir", sagte eine Klientin erst kürzlich. Wo nicht mehr miteinander kommuniziert wird, da ist die große Krise nicht weit.


FEHLENDES VERTRAUEN. Voraus gegangen ist meistens eine herbe Enttäuschung. Man hat sich vielleicht sogar ausgesprochen und gehofft, dass nun alles wieder gut wird. Das ist aber nicht der Fall. Vertrauen zu gewinnen, das dauert manchmal lange. Das Vertrauen zu verlieren ist mitunter eine Frage von Minuten.


IMMERZU STREIT. Man fragt sich, wozu die Beziehung überhaupt noch gut sein soll. Wegen jeder Kleinigkeit gibt es Streit. Früher war das nicht so. Einer hat das Gefühl: Auf mich wird überhaupt keine Rücksicht genommen. Der andere reagiert auf Vorwürfe gereizt, man schaukelt sich hoch, und schon knallen die Türen.


AFFÄREN. So lange es geht, hat man weg geschaut. Man wollte es einfach nicht wahrhaben. Aber es passiert immer wieder. Das nagt am Selbstwertgefühl. Irgendwann ist Schluss. Es geht am Ende nicht mehr um die Frage, ob man sich trennt – sondern nur noch darum, ob es eine friedliche Trennung wird.


MISSACHTUNG. "Alles, was ich mache, ist selbstverständlich geworden. Es wird nichts mehr geachtet. Mir fehlt die Wertschätzung. Früher hatte ich die, aber jetzt nicht mehr." Irgendwo sind die beiden falsch abgebogen. Es wird eine Weile dauern, bis die Wertschätzung wieder Teil der Beziehung wird.


LANGEWEILE.  Früher waren beide in etwa gleich unternehmungslustig. Das hat sich irgendwie geändert. Einem gefällt es im Grunde so, wie es jetzt ist, aber dem anderen fehlt etwas: Dieses Prickeln, wenn man etwas ausprobiert, was man noch niemals gemacht hat. Auch, aber nicht nur erotisch betrachtet...


LIEBLOSIGKEIT. Auch das ist ein Problem, was fast immer nur von einem so empfunden wird. Im Laufe der Zeit ist das "Füreinander da sein" auf der Strecke geblieben. Man lebt zwar noch einigermaßen friedlich miteinander, aber es ist einfach nicht mehr so schön wie früher. Sich damit abfinden oder etwas grundsätzlich ändern?


FEHLENDES VERANTWORTUNGSGEFÜHL. "An mir bleibt alles hängen." Meistens sind es die Frauen, die sich darüber beklagen. Es ist erstaunlich, wie viele Männer sich immer noch so verhalten, wie es in der Generation unserer Großeltern war! Aber junge Frauen von heute mögen sich damit nicht abfinden.


DESINTERESSE. Sich wirklich füreinander Zeit nehmen und richtig intensiv zuhören: Das war einmal. Vorbei. "Was ich sage, geht ihm / ihr links rein und rechts raus." Also versucht man erst gar nicht mehr, den anderen am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Und das ist meistens der Anfang einer schweren Beziehungskrise.


EGOISMUS. Wenn einer von beiden die eigenen Interessen immer wieder in den Vordergrund stellt und die des aneren hartnäckig für unwichtig hält, kommt es zwangsläufig zu Spannungen – es sei denn, der andere hat resigniert. Das ist jedoch keine gute Idee, denn über kurz oder lang bricht der ignorierte Konflikt garantiert aus.


ROSENKRIEG. Wenn es gar nicht um einen Neustart geht, sondern um die friedliche Trennung, kann man auch die Hilfe eines Paarberaters in Anspruch nehmen, und das kommt gar nicht so selten vor. Es geht nun darum, zwei Einzelinteressen miteinander zu verbinden, so dass man vielleicht sogar Freunde bleiben kann.


RACHEGELÜSTE. Im Prinzip ist es gut, Gefühle (auch negative) zu zeigen. Wenn aus verständlicher Wut aber der Wunsch nach Rache wird, gibt es kaum Chancen auf Frieden ohne Hilfe von außen. Rachegelüste sind so wie Autofahren ohne Licht in völliger Dunkelheit, aber mit Vollgas. Hier kommt manchmal auch der Paarberater an seine Grenzen...


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